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von Bernadette Olderdissen

 

In Teil I meiner Erfahrung mit dem Personal Training habe ich dir bereits verraten, wie ich zu Lift Up und Personal Trainer Gerrit kam. Waren meine Motivation und die ersten Ziele klar, konnte ich auch gleich loslegen. Davon, wie es mir anfangs mit viel Training und noch mehr Essen erging, handelt Teil II meiner persönlichen Geschichte zu mehr Kraft.

 

Zugegeben, als ich mich zum Personal Training anmeldete, war mir noch nicht bewusst, was da über den Gang ins Fitnessstudio hinaus (zunächst einmal die Woche, bald zwei Mal) auf mich zukommen würde. Zwar hatte mein neuer Personal Trainer Gerrit beim Vorgespräch etwas von „Ernährungsplan“ geredet, aber dabei dachte ich eher an eine Tafel Schokolade weniger die Woche und nur eine Pizza statt drei im Monat, während ansonsten alles beim Alten bleiben könnte – hatte ich mich doch immer recht gesund und ausgewogen ernährt und musste essenstechnisch schon die besten Voraussetzungen haben, um bärenstark zu werden. Dachte ich.

 

Meine Vorstellungen von „Training“ selbst basierten noch auf meinen 10- bis 40-minütigen Wohnzimmer-Video-Workouts mit Titeln wie „Bauch, Beine, Po“, „Bauch weg in zehn Minuten“ oder „Endlich straffe Arme“, die mich zwar leicht ins Schwitzen gebracht aber die besagten Körperteile trotzdem hängengelassen hatten. Schon beim ersten Personal Training mit Gerrit wurde mir klar, dass das Training mit ihm nicht das Geringste mit den Videos gemein haben würde.

 

Personal Training und das Essen

 

Nimmst auch du es nicht ganz genau damit, was einzelne Lebensmittel auf deinem Teller enthalten und machst dir keinen Kopf darum,

  • wie viel Eiweiß darin steckt
  • was kurz- oder langkettige Kohlenhydrate sind
  • dass dein süßer Lieblingsjogurt vor allem aus Zucker besteht?

Dann geht es dir wie mir, bevor ich mit dem Personal Training begann. Als Gerrit mir einen zweiseitigen Ernährungsplan in die Hand drückte mit Gramm-genauen Angaben zu Eiweiß, langsamen Kohlenhydraten und Fetten, die ich für den Muskelaufbau mit jedem Gericht aufnehmen müsste, schwitzte ich schon mehr als beim Home-Workout. Und noch mehr, als der Plan nicht bei drei Hauptmahlzeiten endete, sondern zusätzlich Snack 1, Snack 2 sowie Snacks für „vor dem Krafttraining“ und „nach dem Krafttraining“ vorsah. Ein Trainingstag bedeutete also sieben kleinere und größere Mahlzeiten. 2600 Kalorien Input an Trainingstagen?!

 

Gerrit war auf meinen Schock vorbereitet und erst recht auf die wohl häufigste Frage von Trainings-Newbies: „Werde ich davon nicht fett?“ Die Antwort leuchtete ein: „Du kannst nur Muskeln aufbauen, wenn du in einem leichten Kalorien-Überschuss isst.“ Logisch – dann hat der Körper etwas übrig, das er in neue Muskeln stecken kann. Darüber hinaus beruhigte mich mein neuer Personal Trainer: „Beim Muskelaufbau setzt man auch immer ein bisschen Fett an, das lässt sich nicht vermeiden, aber das verlierst du bei der anschließenden Diät schnell. Das ist wie Geschenke auspacken, wenn deine neuen Muskeln in der Definitionsphase zum Vorschein kommen.“

 

Essensfehler aus meiner Personal Trainings-Erfahrung, die du vermeiden kannst

 

Trotzdem funkte es zwischen mir und dem neuen Essensplan zunächst gar nicht. Als Zahlenbanause nervte es mich herauszufinden, welche Lebensmittel was in welcher Menge enthalten, wie ich täglich genug von dem für den Musekelaufbau essenziellen Eiweiß aufnahm und wie ich meine Mahlzeiten trotz der strengen Vorgaben noch abwechslungsreich gestalten konnte. Obwohl Gerrit behauptete, er könne Vollkornreis mit Hühnchen und Brokkoli jeden Tag essen, sah ich das anders.

 

Oft fragte ich nach, ob meine Berechnungen richtig waren und Gerrit antwortete geduldig und räumte alle meine Zweifel nach und nach aus. Ich nahm sein Angebot wahr, ihm Fotos meiner Mahlzeiten zu schicken, damit er mir ggfls. Verbesserungstipps für einen noch gezielteren Muskelaufbau geben konnte. Dennoch machte ich zunächst Fehler, die ich nach über zwei Jahren Personal Trainings-Erfahrung anderen Trainingsanfängern gerne ersparen würde:

 

  • Ich hatte trotz allem Angst vorm Zunehmen und aß zunächst weniger als das Soll laut Plan
  • Viele Wochen lang nahm ich gar nicht zu und war noch stolz darauf – idiotisch, weil ich mir selbst die Chance nahm, noch zügiger und effektiver stärker zu werden
  • So sehr ich auch versuchte, diszipliniert zu sein (mit Ausnahme des sogar laut Plan erlaubten „Cheat day“ am Sonntag), ließ ich mich manchmal von meinem auf kulinarischen Hochgenuss gepolten Partner und von Freunden beeinflussen, die es gar nicht cool fanden, dass ich auf einmal kein Bier oder Wein mehr zum Essen wollte und im Restaurant nicht mehr das Fetteste und Leckerste bestellte.

 

Ganz besonders im letzten Punkt lautet mein Tipp: Lass sie alle reden und zieh dein Ding durch! Heute sind es genau diese Freunde, die neidisch auf meine Figur schielen, immer wieder fragen, wie ich so sportlich aussehen kann oder mich als Umzugshelferin anheuern wollen.

 

Die Sache mit dem Personal Training selbst

 

Ganz ehrlich – im Vergleich zu meinem Kampf mit dem Essen war das Personal Training selbst eine Freude. Auch wenn Gerrit dieses gleich nach dem Motto „Train insane or remain the same“ gestaltete, fraglos eins seiner eigenen Trainingsmottos. Wir begannen so, wie man halt mit einem „Schlaffi“, der ich damals war, beginnt: mit Oma-Liegestützen. Mit Klimmzügen, bei denen vor allem er seine Muckis trainierte, indem er versuchte, mich zur Stange hochzuwuchten. Mit Bankdrücken auf dem Boden, wobei sogar die gewichtslose Langhantelstange von 20 Kilo zu schwer war. Mit Kniebeugen ohne Gewicht und dann mit irgendwelchen albernen Hantelscheiben, die ich längst aus der Erinnerung verdrängt habe. Ich fühlte mich gefordert, manchmal ein wenig überfordert – vor allem dann, wenn mein Kopf nicht begriff, dass meine Angst vor dem Neuen noch größer war als meine körperliche Schwäche.

 

Immer und immer wieder hielt mir Personal Trainer Gerrit Predigten, wie sehr Krafttraining auch Kopfsache ist. „Wie kannst du das Gewicht hochbekommen, wenn du dir schon im Voraus sagst, dass du es nicht schaffst?“ Ich jammerte über meinen schwachen Rücken und Bizeps und alles andere Schwache und brauchte sehr lange, um zu begreifen, dass ich mir damit jedes Mal mein eigenes Limit setzte. Viel zu weit innerhalb der Komfortzone, bloß nicht einen Millimeter davor. Aber davon, wie es mit der Komfortzone weiterging, wie mit dem Essen und Training und welche meiner Glaubenssätze Gerrit umwandeln konnte, erzähle ich dir in Teil III meines Erfahrungsberichts.

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